Das ist jetzt kein veganspezifisches Thema, aber eins, das mit Kochen/Backen/Essen zu tun hat, also passt es hier auch hin.
Als süßes Ding, das ich nunmal bin, hatte ich in der Vergangenheit immer einen respektablen Zuckerverbrauch.
Das ist natürlich in mehrerer Hinsicht gesundheitlich bedenklich:
- Karies freut sich
- Blutzuckerspiegel macht Kapriolen (was zu Fressattacken führen kann oder zu Stimmungsschwankungen, von DiabetikerInnen ganz zu schweigen)
- Umwandlung in nicht von jeder/m erwünschtes Fett, wenn man die sofort verfügbare Energie nicht direkt verbrät, was mutmaßlich noch verstärkt wird durch den drastisch erhöhten Insulinspiegel- 100g Zucker schlagen mit 405kcal zu Buche
Herkömmlichen Süßstoff (Aspartam & Co) kann ich üüüberhaupt nicht ab! Zum einen ist mir der subjektiv suspekt (während die Wissenschaft sich nicht einige zu werden scheint, wie es um nachweisbare gesundheitliche Aspekte steht) und zum anderen finde ich den Geschmack einfach oberpervers.
Wie ich dann festellen musste, gibt es aber noch einige andere Zuckeralternativen, die o.g. Nachteile alle nicht haben. Ich bin relativ verwundert darüber, dass die nicht populärer sind.
Stevia war ja schon länger im Gespräch, aber bis vor kurzem in Deutschland nicht als Nahrungsmittel zugelassen, die Beschreibung des Geschmacks fand ich allerdings auch eher unansprechend. Über Xylit bin ich irgendwann zufällig im Vegan-Wonderland gestolpert und hätte fast daran vorbeigelesen, weil der Name so chemisch klingt und ich es für konventionellen Süßstoff hielt.
Ich hab dann umfassende Recherchen angestellt - das kam mir alles doch ein wenig zu schön um wahr zu sein vor - und mittlerweile verwende ich selber überhaupt keinen Zucker mehr, höchstens mal nen Löffel Agavendicksaft, wenn ich cremige Konsistenz brauch (ich ess aber schon noch Zucker, bei gekauften oder von anderen zubereiteten Sachen). Angefangen hab ich mit Xylit, dann kam Stevia dazu und
justament ist ein Kilo Erythrit auf dem Weg zu mir die halbe Dose Erythrit ist auch schon leer.
Da ich Tabellen liebe, hier mal eine Gegenüberstellung der Vorteile, Nachteile und sonstigen Eigenschaften der drei, nach meinem bisherigen Kenntnisstand. Ergänzungen, Hinweise oder Korrekturen könnt ihr gerne in den Comments hinterlassen.
Im Forum findet sich ebenfalls ein längerer
Thread zum Thema.
|
Stevia |
Xylit |
Erythrit |
Form |
Pulver, Tabs, Flüssigextrakt |
wie Zucker |
wie Zucker |
Gewinnung |
Extraktion aus Steviablättern |
Zuckeralkohol, gewonnen aus z.B.
Rinde oder Maiskolben |
Zuckeralkohol, gewonnen durch
Fermentation von Zucker durch einen Pilz |
Geschmack |
eher weiter hinten im Mund süß,
bei zu hoher Dosierung ggf. bitterer/lakritziger Nachgeschmack |
wie Zucker, aber ein bisschen
frischer/ fruchtiger (ähnlich wie Traubenzucker) |
wie Xylit |
Preis |
14€/100g
(allerdings ist pro Dosis i.d.R. <1g nötig) |
ab 9€/kg |
ab 11€/kg |
Kalorien |
0 |
240kcal/100g |
20kcal/100g |
Süßkraft |
200 - 400 Mal so süß wie Zucker |
etwas weniger süß als Zucker |
deutlich weniger süß
als Zucker |
Verträglichkeit |
gut |
abführende Wirkung ab 0.5g/kg
Körpergewicht |
abführende Wirkung ab 1g/kg
Körpergewicht |
+ sonstiges |
auch für RohköstlerInnen
geeignet (in Blätterpulver-Form) |
antikariogene Wirkung; dazu
reicht allerdings nicht der Verzehr: täglich 1TL Xylit in den Mund
& 5min im Mund bewegen;
evtl. auch calcium- aufnahmefördernd und prophylaktisch bei akuter
Mittelohr- entzündung (noch nicht umfassender belegt) |
vermutlich ähnliche
antikariogene Wirkung wie Xylit, aber noch nicht ausreichend erforscht |
- sonstiges |
fehlendes Volumen für einige
Rezepte problematisch (vor allem beim Backen) |
gefährlich für Hunde und
verschiedene andere Tiere |
möglicherweise gefährlich für Hunde & Co. |
weitere
Bezeichnungen |
Honigblatt, Süßkraut |
Xucker, Xylitol, Birkenzucker |
Erythrol, Sukrin, Sukolin |
Ich persönlich beziehe mein Stevia bei
Coyyotee,
Xylit und
Erythrit bei Amazon, es gibt aber auch dutzende andere Bezugsquellen im Netz. Man kann das Zeug auch in einigen analogen Geschäften erwerben, da ist es aber normalerweise deutlich teurer (
siehe auch Nachtrag unten).
Meiner bisherigen Erfahrung nach lässt sich Zucker in Rezepten bestens mit diesen Alternativen ersetzen, auch Puderzucker ist kein Problem (Mixer oder Multi-Zerkleinerer) und
Vanillexucker auch nicht (1-3 ausgekratze Vanilleschoten mit ins Glas und durchziehen lassen).
Nur Karamell lässt sich damit nicht herstellen und bei Hefeteig kann es auch Probleme geben. Dank
Foodie Fiasco kann ich jetzt auch
industriezuckerfreies Karamell herstellen und da für Pizza(hefe)teig auch kein Zucker benötigt wird, müsste auch süßes Gebäck mit Zuckeralternative hinhauen (ich hab es aber noch nicht getestet), im Zweifelsfall könnte man ja ein bisschen Zucker oder Agavensirup als Hefe-Futter beimengen.
Danke für beide Hinweise an Laura in den Comments.
Möchte man Schokogeschichten mit Xylit oder Erythrit herstellen, muss man bedenken, dass es wasser- und nicht fettlöslich ist. Den Fehler hab ich schon zweimal begangen, bei selfmade "
Nutella" und
Kaltem Hund, da hatte ich entsprechend ein recht körniges Ergebnis (es ist aber beides trotzdem nicht alt geworden, keine Sorge
). Nächstes Mal werde ich es entweder vorher zu Puderxucker verarbeiten oder in einer kleinen Menge Wasserhaltigem auflösen.
Ich verwende am liebsten eine Kombination aus Stevia und Erythrit, um möglichst viele der aufgeführten Vorteile rauszuholen und gleichzeitig die Nachteile zu kompensieren.
Bin ich ausgesprochen zufrieden mit.
Nachtrag:
Mittlerweile findet man "Stevia" und Steviaprodukte zu einem sehr günstigen Preis im Supermarkt - dabei handelt es sich aber um eine Mogelpackung: Die Süßungsmittel enthalten meistens nur einen minimalen Anteil an Stevia und dafür einen großen Anteil an
Maltodextrin - ein Kohlenhydratgemisch, das fast genauso viel Kalorien hat wie Zucker und laut Wiki z.B. von AusdauersportlerInnen verwendet wird, um Essen mit Kohlenhydraten anzureichern. Äh...
Es kam in dem Bereich deswegen auch schon zu Abmahnungen durch die
Verbraucherzentrale wegen Kundentäuschung.
Auch fertige Produkte, die mit Steviasüßung beworben werden, bedürfen eines Etikettenchecks - meistens ist auch hier der Steviaanteil homöopathisch und der Rest sind konventionelle Süßungsmittel.
Bei Stevia-Tabs muss man als VeganerIn außerdem gucken, dass kein Milchzucker (Laktose) enthalten ist.
Nachtrag2:
Es gibt jetzt eine erweiterte Informations-Tabelle zum Ausdrucken als
PDF!