Preis: 12.99€
Der
Trias-Verlag hat mir netterweise auf Anfrage ein Rezensionsexemplar von dem veganen Kochbuch
McVeg zukommen lassen, das diesen Sommer erschienen ist. Die Autorin ist die Suttgarterin Gabriele Lendle.
Auf
93 durchgehend farbigen Seiten soll es hier also vegane Gerichte geben, die
besonders schnell und einfach zubereitet sind. Ob die McDonalds-Anspielung im Titel dafür nötig gewesen wäre, ist sicher Ansichtssache.
Das Buch verfolgt hier ein ganz spezielles Konzept: 3+3+3.
Klingt erstmal nicht nach hoher Mathematik, aber ich tue mich nach wie vor etwas schwer, das System ganz zu durchschauen.
Also, Aufdröselung: Die Rezepte beinhalten jeweils
a.) 3 Zutaten aus dem (angeblichen)
Speisekammer-Grundstock (z.B. Nudeln, Seitan, Tofu,
Cuisine)
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Fenchel-Dattel-Salat |
b.) 3
Gewürze (inkl. Reiswein/Mirin und Sojasauce/Tamari)
c.) 3
frische Zutaten aus dem Supermarkt (frisches Obst und Gemüse, aber auch Nüsse, Konserven, frische Kräuter und so Sachen wie Pernod und Stärkemehl?!
)
So weit, so gut - aber dazu kommen dann immernoch
weitere Zutaten, die man (wieder angeblich) "ohnehin in der Küche vorrätig hat" - sowas wie Öl, Salz, Pfeffer, Ahornsirup und Senf.
Die tauchen dann auch nicht wieder die 3+3+3-Sachen in der Zutatenliste auf, sondern im Rezepttext selber (wenn auch immerhin fett gedruckt).
Das finde ich suboptimal - wenn ich schauen will, was ich für ein Gericht alles benötige, will ich das doch auf
einer Liste haben und nicht an midnestens zwei verschiedenen Stellen.
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Bohnen-Tomatensalat |
Naja, wenn man sich darauf eingestellt hat, geht es schon, aber ich finde es trotzdem nicht ideal.
Die Rezepte sind nur
teilweise bebildert - was sehr schade ist, denn die Fotos die da sind, gefallen mir wirklich ausgesprochen gut.
Appetitanregend, originell, ein bisschen vintage, aber alles nicht zu over-the-top. (Ich hasse diese High-Cuisine-Symbolfotos mit einem verlassenen Esslöffel voll Suppe auf einem riesigen Teller, einem Pfefferkorn darin, einem Halm Schnittlauch quer darüber und Goldstaub auf dem Tellerrand)
Auch das restliche
Layout und Design mag ich - schlicht, aber hübsch, angenehme Farben, gute Übersichtlichkeit.
Vor dem Rezepte-Teil kommen noch einige Seiten mit
veganer Warenkunde. Hier wird erklärt, welche Eigenschaften und etwaige gesundheitlichen Vorzüge die verschiedenen Nahrungsmittel haben, auf was man beim Einkauf achten muss, welche Marken die Autorin besonders empfehlen kann usw.
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Kürbis-Nudelpfanne |
Da die Gerichte wirklich
recht einfach in der Herstellung sind und
ohne allzu exotische Zutaten auskommen, konnte ich auch gleich einige davon nachkochen.
Lendles 'Stil' gefällt mir ganz gut, von der Zutatenauswahl -
viel Gemüse, (Reis-)Nudeln, aber auch ordentlich (Räucher-)Tofu, Ahornsirup hab ich durch sie wieder ein bisschen wiederentdeckt (und dabei festgestellt, dass der im Gegensatz zu Agavensirup von den Mikronährstoffen her
gar nicht so kopmplett nutzlos ist?!), außerdem habe ich zum ersten mal Mirin, also Reiswein gekauft und verwendet. Der vielseitige Einsatz von Datteln war für mich ebenfalls erhellend, ich esse die sonst immer nur als Snack.^^
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Pilz-Nudelpfanne |
Die von mir nachgebauten Rezepte waren, wie man den Bildern hier entnehmen kann: Kokoscreme, Hokkaido-Kürbis mit Datteln, Frische Pilze mit Reisnudeln, Weiße Bohnen-Tomatensalat
und Fenchel-Dattel-Salat.
(Da ich ja gerade etwas
knapp mit der Zeit bin, sind die Fotos ganz authentisch und candid unbearbeitet - plus schlechte Lichtverhältnisse des beendeten Sommers -.- )
Wobei ich da bei allen schon ziemlich improvisiert habe, um die meinen persönlichen Vorlieben genehm zu machen - aber das ist ja nichts Schlimmes.^^ Am auffallendsten fand ich, dass für mich die Flüssig/Fest-Ratio überhaupt nicht gepasst hat - hieß für mich, Nudeln deutlich reduzieren, Saucen- und Dressingzutaten resolut erhöhen.
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Kokos-Tofucreme |
Das Ergebnis war eigentlich immer lecker, mein (omnivorer) Freund war sogar richtig begeistert und forderte mehr Nachschub.
Vom
Nährwertprofil sind die Gerichte für mich ganz akzeptabel - kalorienmäßig so im Mittelfeld, zwar relativ viele Kohlenhydrate in Form von Nudeln und Ahornsirup, aber meistens auch mit Proteineinlage.
Weitere Rezepte, die ich nochmal ausprobieren will, sind die Buschbohnen mit Räuchertofu, der Seitan mit Orange und Nudeln, der Fruchtige Avocado-Salat und der Wirsing mit Bandnudeln.
Fazit
Ein veganes Kochbuch, das ich sowohl veganen Küchengrünschnäbeln ans Herz legen kann, als auch den VeteranInnen des Geschäfts - hier findet man neben den
veganen Klassikern auch viele
neue Anregungen und Ideen - so ging es mir zumindest.
Fast das einzige, was mir eben ein bisschen
negativ aufgefallen ist, ist dieses spezielle 3+3+3-Modell. Hier werde ich den Eindruck nicht los, dass irgendein griffiges Special-Konzept als Alleinstellungsmerkmal erdacht wurde, wofür der Inhalt dann stellenweise langestreckt und zusammengequetscht wurde, damit er da hineinpasst - "was nicht passt, wird passen gemacht". Das wirkte auf mich etwas gezwungen.
Der andere Punkt, den ich sc
hade fand, ist dass in dem kurzen Vorstellungstext zu Gabriele Lendle steht, warum und wie lange sie sich schon vegan ernährt und was ihr das für tolle Erfolge für ihre
Gesundheit eingebracht hat - aber nirgends mit einer Silbe ist erwähnt, dass es bei der Sache grundsätzlich ja auch um
Tiere geht. Bzw. geht es das einer neueren, sich schnell vermehrenden Spezies von VeganerInnen ja tatsächlich gar nicht mehr, stattdessen dreht es sich allein um die eigene Gesundheit, Fitness und den Lifestyle - aber das finde ich eine recht fragwürdige Haltung. Ob die Autorin zu eben dieser Sorte VeganerInnen gehört oder nicht, lässt sich dem Text nicht entnehmen und darüber hinaus kenne ich sie nicht.
Beide genannten Stirnrunzelpunkte sollten aber kein Hindernis darstellen, wenn man
ein hübsches kleines Kochbuch mit ansprechendem Inhalt sucht.
Ich kann es jedenfalls empfehlen.